Interview mit Bernhard Hennen – Der „Die Elfen“-Zyklus

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Im September 2008 fiel der offizielle Startschuss durch den Verlag für die Überarbeitung der Phileasson-Saga.
Natürlich war es mir ein Anliegen den Autor Bernhard Hennen zu treffen, um ihm die Neuerungen der Neuauflage persönlich nahe zu bringen und gemeinsam darüber zu diskutieren. So fand ich mich Anfang April 2009 in einem renovierten ehemaligen Turm der Stadtmauer Krefelds ein.

Während wir uns zunächst die Lippen über die Phileasson-Saga fusselig redeten, unterhielten wir uns später noch lange bei Kaffee und Kuchen über deren Entstehung und seine neuen Elfen-Romane.

Um einige der aus dem Nähkästchen geplauderten Anekdoten auch Fans des Schwarzen Auges und der Elfen-Romane zugänglich zu machen, haben wir diese in einem Interview neu verpackt.

Während sich der erste Teil des Interviews größtenteils mit Bernhard Hennens Elfen-Zyklus beschäftigt wird im zweiten Teil näher auf seine Arbeiten bei Das Schwarze Auge eingegangen.

Wer ist Bernhard Hennen?

Philipp Spreckels: Hallo Bernhard! Zunächst einmal herzlichen Dank, das Du Dich für ein Interview zur Verfügung gestellt hast. Bevor es ans Eingemachte geht, wollen wir auch etwas über die Person hinter dem Namen erfahren. Bernhard Hennen – wer ist das?

Bernhard Hennen: Ein nicht mehr ganz junger Autor, Jahrgang 1966. Ein Reisender, im Geiste und auch in unserer wirklichen Welt. Jemand, dem Geschichten erzählen eine Leidenschaft ist, sei es am Lagerfeuer eines Mittelaltermarkts, am Bett meiner Kinder oder in Form meiner Romane. Jemand, der es trotz aller guten Vorsätze nie länger als einen halben Tag schafft, einen aufgeräumten Schreibtisch zu haben. Gelegentlich ein Pedant, wie etwa wenn ich einen renommierten Künstler zu nicht weniger als neun Skizzen nötige, bis alle Details des neuesten Covers so aussehen, wie ich sie mir vorgestellt habe. (Vielleicht liegt es auch daran, dass ich zum ersten Mal in 16 Jahren als Autor einen umfassenden Einfluss auf das Titelbild eines Buches habe.)

Zur Arbeit an „Elfenkönigin“

Cover von Elfenkönigin
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Philipp Spreckels: Beginnen wir mit Deinen aktuellen Projekten. Laut den Ankündigungen in Elfenlied sollen dieses Jahr noch zwei weitere Publikationen von Dir erscheinen: Der Roman Elfenkönigin, mit dem Du nach Abschluss der Elfenritter-Trilogie zur ursprünglichen Elfen-Reihe zurückkehrst und der Bildband Elfenwelten. Was erwartet den Leser bei Elfenkönigin?

Bernhard Hennen: Der im Oktober erschienene Roman Elfenkönigin schließt mit seiner Handlung unmittelbar an Elfenlicht an. Erzählt wird die Geschichte Emerelles, die ihren Thron an die Trolle verloren hat. An Emerelles Seite reist Ollowain, in dem die alte Persönlichkeit des Falrach erwacht ist. Falrach, der einst starb, um die spätere Königin zu beschützen, ist verwirrt von der veränderten Welt, die ihn nun umgibt, und es erwarten ihn einige haarsträubende Abenteuer mit recht exotischen Kobolden und einer – vorsichtig formuliert – exzentrischen Emerelle, denn die gestürzte Königin begibt sich auf eine abenteuerliche Suche nach einem neuen Lebensziel. Und diese führt sie zuletzt an einen Ort, den noch kein Elf vor ihr betreten hat.
Parallel dazu gibt es in der Welt der Menschen die Geschichte um einen Waisenjungen und Dieb, der von einem geheimnisvollen Lehrer erzogen und zum Begründer des Ritterordens vom Aschenbaum wird. Auch Kadlin, Aslas Tochter taucht erneut auf und es gibt ein Wiedersehen mit dem „Elfen“ Melvyn.

Das Konzept hinter „Elfenwelten“

Philipp Spreckels: Bei Elfenwelten soll es sich um einen Bildband zum Elfenzyklus handeln. Kannst Du uns etwas mehr darüber verraten, was dieser Band enthalten wird – die Vorab-Illustrationen und Fotos in Elfenlied haben ja eher gemischte Gefühle hervorgerufen?

Bernhard Hennen: Der Bildband Elfenwelten ist in diesen Tagen erschienen. Hier finden sich Figuren und Schauplätze meiner Romane, durch verschiedene Künstler und die Fotografin Marja Kettner in Szene gesetzt. So findet man zum Beispiel ein wunderschönes Bild Vahan Calyds im Morgennebel, oder aber Firnstayn, wie es zu Zeiten des Alfadas und dann mehr als 900 Jahre später unter Königin Gishild aussieht. Begleitet werden die Bilder von ausführlichen Texten, Alfadas Menschensohn aus dem Fjordland – die neue Hintergrundinformationen zu den Romanwelten geben.

Die Fülle an Informationen ist weit gefächert. Es gibt Waffentafeln, etliche Wappen und Banner, Portraits von wichtigen Charakteren etc.

Elfen-Adaptionen: Verfilmung, Spiele, Comic

Philipp Spreckels: Die Elfen Deiner Romane werden bis Ende des Jahres nicht nur in Romanen und Hörbüchern sondern auch in einem Gedicht- (Elfenlied) und einen Bildband (Elfenwelten) vorkommen. Ist es geplant, in noch andere Medien vorstoßen? Wie sieht es mit einer Verfilmung, einem Rollenspiel, Comic oder Computerspiel zum Roman-Zyklus aus?

Bernhard Hennen: Pläne gibt es viele, aber wie konkret es eines Tages werden wird, ist sehr fraglich. Es gab Gespräche zu Hörspielen für die Elfen-Romane, eine Anfrage von einem Regisseur zum Roman Nebenan und Gespräche über ein Rollenspiel, das vor dem Hintergrund der Romanwelten der Elfen-Romane angesiedelt wird. Nichts davon ist in greifbarer Nähe. Alles ist möglich. Sogar über ein Elfen-Computerspiel wurde schon gesprochen. Aber im Augenblick ist bei keinem dieser Projekte die Chance, dass es Wirklichkeit wird, höher als 30%.

Arbeiten an „Drachenelfen“ begonnen

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Philipp Spreckels: In der Elfenritter-Trilogie sind Musketen und Kanonen keine Seltenheit mehr. Während Freunde des Steampunk darüber frohlocken, können sich zahlreiche Verfechter des klassischen Fantasy-Genres hiermit weniger leicht anfreunden. Werden Deine zukünftigen Projekte sich weiter in Richtung Steampunk bewegen oder rücken Schwert und Bogen wieder in den Mittelpunkt?

Bernhard Hennen: Bei den nächsten Romanen, die im Augenblick unter dem Arbeitstitel „Drachenelfen“ laufen, orientiere ich mich eher zur Antike hin. Das heißt, es wird keine Musketen und Kanonen mehr geben. In jener Zeit sind in Albenmark die Drachen das vorherrschende Volk und die Elfen allenfalls Diener, denen man wohl gesonnen ist. Zwischen den Drachen und den Devanthar entwickelt sich ein Kampf um jenen dritten Planeten im Elfenkosmos, der später einmal die Zerbrochene Welt heißen wird. Dieser Ort wurde einst von Devanthar und Alben gemeinsam erschaffen, und er unterscheidet sich erheblich von den beiden Welten, die meine Leser bisher kennen. Es wird das Geheimnis um den Ursprung der Yingiz gelüftet werden. Nandalee, die Mutter der späteren Elfenkönigin Emerelle, wird eine der Hauptfiguren sein und an der Seite der Drachenelfen in den Krieg gegen die sieben Unsterblichen ziehen, jene sieben Großkönige aus der Welt der Menschen, die unterstützt von den Devanthar und entgegen dem alten Pakt mit den Alben, die Kolonisation des dritten großen Planeten begonnen haben.

Inspiration und Vorbilder

Philipp Spreckels: Nach der Mitarbeit am Rollenspiel Das Schwarze Auge (DSA) und der Romanreihe um die Gezeitenwelt schaffst Du es mühelos, die Elfenwelt komplett alleine zu füllen. Woher nimmst Du die Inspiration für all die unterschiedlichen Personen, Plots und Schauplätze?

Bernhard Hennen: Vieles stammt aus der irdischen Geschichte. So enthält das Setting der Menschenwelt in den Elfenritter-Romanen viele Bezüge zur irdischen Renaissance und konkreten historischen Ereignissen dieser Epoche. Allerdings können auch ein Spaziergang am Rhein, ein Kinofilm oder ein langes Bad meiner Phantasie Flügel verleihen. Im Augenblick lese ich ein Sachbuch über byzantinische Reiterei zwischen 900 und 1204. Es steckt voller faszinierender Details, begonnen bei mehrlagigen Rüstungen, die sogar Reiterlanzenstöße abfingen, bis hin zur komplexen Anlage von Feldlagern oder dem Training von reitenden Bogenschützen. Ins Detail gehen zu können, lässt auch eine Fantasywelt glaubwürdig erscheinen. Außerdem macht es Spaß, auf Lesungen zu kontern, wenn jemand sagt, es sei völlig unrealistisch, sechs Lanzenstöße zu überleben. Ich kann mich dann auf die Erlebnisse des Kaisers Alexios I. in der Schlacht von Dyrrakhion 1081 berufen, dem genau dies widerfahren ist.

Liebste Charaktere, Handlungen, Orte

Philipp Spreckels: Bevor wir uns nun DSA zuwenden, einige kurze Fragen zu Deinen Elfen-Romanen. Welcher Charakter ist Dir, gewollt oder ungewollt, besonders ans Herz gewachsen?

Bernhard Hennen: Obwohl er in den nächsten Romanen nicht mehr auftauchen wird und er ein sehr tragisches Schicksal hat, ist mir Ollowain sehr ans Herz gewachsen. Anfangs wollte ich die Figur mit ihrer strikten Ritterlichkeit überzeichnen, doch mit der Zeit ist er mir mehr und mehr ans Herz gewachsen. Sehr gerne mochte ich auch Mandred und Lambi. Bei Barbaren wie den beiden kann man sich als Autor hemmungslos ausleben.

Philipp Spreckels: Welcher Teil des Roman-Zyklus gefällt Dir persönlich am besten?

Bernhard Hennen: Ich habe keine ausgesprochenen Lieblingsstellen. Großen Spaß macht es mir allerdings, die fiktiven Quellen zu schreiben, die in allen Romanen eine Rolle spielen. Das ist jedesmal eine wunderbare Gelegenheit, mit dem personalen Erzählen zu brechen und sich in einer fast beliebigen literarischen Form zu versuchen.

Philipp Spreckels: Welchen Schauplatz in der Elfenwelt besuchst Du am liebsten?

Bernhard Hennen: Neue Schauplätze, an denen ich meine Fantasie fliegen lassen kann. Natürlich ist es wichtig, immer wieder bekannte Schauplätze in die Romane einzubringen, um ein Gefühl von Kontinuität zu vermitteln. Bei dem neuen Romanprojekt gehe ich allerdings so weit in die Vergangenheit Albenmarks zurück, dass ausgenommen von einigen Orten, die in Elfenkönigin vorgestellt sind, alles so anders aussieht, dass ich fast in einer neuen Welt schreibe.

Hier geht es zum zweiten Teil des Interviews mit Bernhard Hennen.

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